Augusto Boal
In den 1960er Jahren entwickelte der brasilianische Regisseur und Theaterpädagoge Augusto Boal das Theater der Unterdrückten.
Forumtheater ist eine der vielseitigen Methoden dieses politischen Theaters. Es bietet die Möglichkeit, auf spielerische Art und Weise, individuelle aber zugleich gesellschaftliche Konflikte ( z.B. Mobbing, Gewalt, Diskriminierungen etc.), die den (privaten, schulischen oder beruflichen) Alltag von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen betreffen aufzugreifen.
Es ist eine Form des interaktiven Theaters das zum Ziel hat, Theater für alle erreichbar zu machen, als Mittel des Dialogs und um die soziale Realität zu verändern.
Forumtheater ist eine
Technik, bei der die inszenierten Stücke auf persönlichen Realitäten und Erfahrungen der Schauspieler*innen basieren. Von ihnen wird eine Frage bezüglich einer aktuellen Problemstellung an die
Zuschauer gestellt. Die Figuren, der „Unterdrückte“ und der „Unterdrücker“, treten in Konflikt und verteidigen in einer klaren und objektiven Art und Weise ihre Wünsche und Interessen. In dieser
Konfrontation wird der Unterdrückte geschwächt.
In einer zweiten Phase wird das Publikum durch die Moderation eingeladen in Szene zu treten, den Unterdrückten zu ersetzen und handelnd (improvisierend) nach Alternativen zu der aufgeführten
Problemstellung zu suchen.
Die Zuschauenden greifen also aktiv in die Szene ein, improvisieren in der Rolle der unterdrückten Person mit den Schauspieler*innen auf der Bühne und zeigen, wie in der entsprechenden
Konfliktsituation anders reagiert werden könnte.
Unter Mitwirkung der Zuschauenden entsteht ein “neues” Theaterstück, welches mit Phantasie und Kreativität Lösungswege sichtbar werden lässt. Dabei geht es nicht um DIE richtige Lösung, sondern
um die Erkenntnis bei allen Beteiligten, dass es immer verschiedene Wege gibt, mit Konflikten umzugehen.
2016 lernte ich diese Theatermethode von Barbara Santos, Till Baumann und Christoph Leucht in der Jahresausbildung der Theaterwerkstatt Kuringa. Ich nutze Methoden des Theater der Unterdrückten gerne in unterschiedlichen Workshops. 2017 konnte ich mit einem rassismuskritischen Theaterprojekt, das ich leitete, am internationalen Kuringa-Festival teilnehmen.